Histaminintoleranz

Diffuse Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hautausschläge, Juckreiz, Fließschnupfen, Durchfall, Atembeschwerden und Herzrhythmusstörungen können Anzeichen für diverse Intoleranzen und Allergien sein – so auch für eine Histaminintoleranz. Dass sich die Symptome so stark mit denen anderer Erkrankungen überschneiden, macht es umso schwieriger, eine Histaminintoleranz tatsächlich zu erkennen. 

Betroffene durchlaufen bis zur tatsächlichen Diagnose einer Histaminintoleranz häufig eine wahre Odyssee von Arztbesuchen und Untersuchungen. Dabei kann bereits durch recht einfache therapeutische Maßnahmen eine Verbesserung der Beschwerden und somit auch der Lebensqualität von Betroffenen erreicht werden.

Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung ist von dieser Störung betroffen.1 Für sie heißt es: Vorsicht beim Verzehr von Rotwein, Parmesan und anderen Leckereien. Lebensmittel, die lange gelagert oder gereift sind, weisen nämlich einen besonders hohen Histamingehalt auf.

Was genau ist Histamin und warum ist es für den Körper wichtig?

Histamin wurde erstmals 1910 als körpereigene (endogene) Substanz pharmakologisch beschrieben.2 Es zählt zu den sogenannten biogenen Aminen und wird im Körper aus der Aminosäure Histidin gebildet. Biogene Amine haben im Körper wichtige Funktionen als Botenstoffe, Hormone sowie beim Ablauf von zahlreichen biochemischen Reaktionen.

Unter anderem stimuliert Histamin die Magensaftsekretion, es wirkt gefäßerweiternd und dadurch blutdrucksenkend, außerdem ist es als Neurotransmitter am Schlaf-wach-Rhythmus, bei der Appetitregelung, der Lernfähigkeit, dem Gedächtnis, den Emotionen sowie der Immunmodulation beteiligt.3 Histamin nimmt im Körper vor allem im Rahmen allergischer Reaktionen eine zentrale Rolle ein, wenn es um die Abwehr körperfremder Stoffe geht. Dabei ist es zum Beispiel an der Entstehung von Schwellungen, Juckreiz oder Schmerzen beteiligt.

Eine Histamin Intoleranz entsteht, wenn das Histamingleichgewicht im Körper gestört ist – also, wenn ein Ungleichgewicht besteht zwischen dem anfallenden Histamin und dem Histaminabbau.

Die Histaminkonzentration im Körper kann durch verschiedene Faktoren erhöht werden. So zum Beispiel über die Nahrungsaufnahme, durch histaminreiche Lebensmittel oder aber durch andere Stoffe, die zu einer Freisetzung von Histamin führen, sogenannte Histaminliberatoren.

Zu den histaminreichen Lebensmitteln zählen:

  •         Hartkäse wie Parmesan, reifer Gouda, Emmentaler sowie Camembert und Brie
  •         Geräucherter, gesalzener Fisch wie Sardinen, Sardellen, Hering
  •         Getrocknete, geräucherte Wurst wie einige Schinkensorten und Salami
  •         Vergorenes, fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut
  •         Hefegebäck
  •         Alkoholische Getränke wie Rotwein, Sekt, naturtrübes Bier, Weizenbier
  •         Gemüsesorten wie Spinat und Auberginen
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Was passiert, wenn der Histaminabbau im Körper gestört ist?

Histamin kann über zwei Wege vom Organismus verstoffwechselt werden. Das wichtigste Enzym für den Histaminstoffwechsel ist die Diaminoxidase (DAO), ein Protein, das für den Abbau von extrazellulärem (freiem) Histamin verantwortlich ist. Deshalb spielt es beim Abbau des über die Nahrung aufgenommenen Histamins eine zentrale Rolle. Ein gesunder Mensch produziert DAO, sobald Nahrung aufgenommen wird. Liegt allerdings eine verminderte Aktivität oder Konzentration des Enzyms vor (Enzymdefekt), wird der Histaminabbau gestört, sodass der Körper das Histamin aus der Nahrung nicht ausreichend verwerten kann.

Ein weiteres Enzym für die Regulierung von Histamin ist Histamin-N-Methyltransferase (HNMT), was für den Abbau des intrazellulären Histamins verantwortlich ist. Ist zu wenig HNMT in den Zellen vorhanden, kann das Histamin ebenfalls nicht richtig abgebaut werden, wodurch es zu einer stetigen Anreicherung von Histamin im Körper kommen kann.

Eine Histaminintoleranz kann allerdings nicht nur aufgrund eines gestörten Histaminabbaus, sondern auch durch ein vermehrtes Histaminvorkommen im Körper ausgelöst werden. Letzteres kann zum Beispiel durch eine erhöhte Histaminproduktion in Folge einer allergischen Reaktion sowie einer vermehrten Histaminaufnahme über die Nahrung oder auch durch verschiedene Erkrankungen vorkommen. In den meisten Fällen ist allerdings eine enzymatische Störung von DAO oder HNMT ursächlich für die auftretenden Beschwerden.

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Mögliche Ursachen einer Histaminintoleranz

Als Ursachen für eine Histaminintoleranz können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Aufgrund des nicht ganz eindeutigen Krankheitsbildes und der unterschiedlichen Beschwerden, die auftreten können, ist es diagnostisch mitunter schwierig, eindeutige Ursachen festzumachen.

Möglicherweise handelt es sich weniger um ein isoliertes Krankheitsbild als vielmehr um einen ganzen Komplex von Symptomen, der nur in einzelnen Fällen auf Histamin allein zurückgeführt werden kann.4 So kommt es bei vielen Betroffenen beispielsweise nur unter bestimmten Begleitumständen zum Auftreten von Beschwerden.

Man geht davon aus, dass die Histaminintoleranz dann klinisch in Erscheinung tritt, also zu Beschwerden führt, wenn der Körper mit mehr Histamin belastet wird, als er im gegenwärtigen Moment abbauen kann.5 Bei Menschen mit einer funktionierenden Histaminregulation kann überschüssiges Histamin im Körper normalerweise problemlos abgebaut werden.

Stress oder Lebensmittelvergiftungen sind Auslöser einer temporären Histaminintoleranz

Verdorbene Lebensmittel können einen stark erhöhten Histamingehalt aufweisen und beim Verzehr zu einer Vergiftungserscheinung führen. Deshalb ist es wichtig, auf die Lagerung empfindlicher Lebensmittel zu achten, die schnell schlecht werden können. So kann es beispielsweise bei verdorbenem Fisch zu einer Lebensmittelvergiftung kommen. Der Körper kann dann den Histaminüberschuss nicht bewältigen, wodurch es zu einer Histaminvergiftung mit teils heftigen Reaktionen kommen.

Auch durch Stress, psychischen Belastungen, Ängste und Unruhen kann die Histaminkonzentration im Körper erheblich beeinflusst werden, sodass es zu temporären Histaminintoleranzen kommen kann. Denn bei Stresszuständen wird Histamin in den Mastzellen freigesetzt, wodurch es zu einem Anstieg des Histaminspiegels im Körper kommt.

Entzündliche Darmerkrankungen sorgen für einen Mangel an Histamin abbauenden Enzymen

Entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Zöliakie können die Enzymaktivität der Diaminoxidase verringern, denn das Enzym befindet sich vorwiegend in der Dünndarmschleimhaut und wird dort auch gebildet. Die Dünndarmschleimhaut kann bei entzündlichen Darmerkrankungen geschädigt sein und zudem verändert sich die Durchlässigkeit der Darmwand, sodass mehr Histamin in den Darm gelangen kann. Durch die verringerte Menge an DAO kann weniger Histamin im Darm abgebaut werden, wodurch es zu Beschwerden kommen kann.

Können Medikamente ein Auslöser sein?

Bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz sollten auch medikamentöse Auslöser als ursächlich in Betracht gezogen werden. Gegebenenfalls sollten die in Frage kommenden Medikamente unter ärztlicher Aufsicht abgesetzt oder ersetzt werden.

Einige Medikamente wirken als Histaminliberatoren – sie führen also zu einer vermehrten Freisetzung von Histamin im Körper, andere wiederum können den Histaminabbau im Körper blockieren, da die Aktivität der histaminabbauenden Enzyme gehemmt wird.

Dazu zählen zum Beispiel einige Schmerz- und muskelentspannende Mittel, Opioide, die meisten Röntgenkontrastmittel, das Muskelrelaxans d-Tubocurarin und auch freiverkäufliche Arzneimittel wie die Schleimlöser Acetylcystein und Ambroxol. Auch Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Metamizol, verschiedene Antibiotika, Metoclopramid sowie Verapamil können die zu einer Erhöhung des Histaminspiegels führen.

Leistungssportler leiden häufig an einer Histaminunverträglichkeit

Ausdauersport sowie starke körperliche Beanspruchung kurbeln nicht nur den Stoffwechsel ordentlich an, sondern auch die Produktion von Histamin. Denn viel Sport bedeutet auch Stress für unseren Körper. Es handelt sich zwar um positiven Stress, doch trotzdem führt der Stress dazu, dass der Körper verstärkt Histamin ausschüttet.

Wenn kein chronischer Enzymmangel vorliegt, kein Problem, denn der Histamin-Spiegel fällt nach einer Sporteinheit ganz natürlich wieder ab. Menschen, die an einer Histaminunverträglichkeit leiden, sollten bei starken körperlichen Belastungen jedoch vorsichtig sein, damit es nicht zum Auftreten der lästigen Symptome kommt.

Auf Sport müssen Sie deshalb dennoch nicht verzichten, aber auf das richtige Maß kommt es an. Moderate Sportarten wie Schwimmen, Walken, Radfahren, Yoga, Pilates und gemäßigtes Krafttraining sind in den meisten Fällen gut geeignet.

Welche Symptome können bei einer Histaminintoleranz auftreten?

Die Histaminintoleranz steht für eine ganze Reihe von Beschwerden, die durch die Verteilung der Histaminrezeptoren im ganzen Körper, an unterschiedlichen Organsystemen auftreten können. Dazu zählen unter anderen:

  •         Kopfschmerzen
  •         Durchfall, Stuhlunregelmäßigkeiten
  •         Blähungen
  •         Urticaria (Nesselausschlag)
  •         Juckreiz
  •         Niesreiz, laufende Nase
  •         Flush-Symptomatik (plötzlich auftretenden Hautrötung im Gesichts- und Oberkörperbereich)
  •         Herzrhythmusstörungen
  •         Niedriger Blutdruck
  •         Atembeschwerden bis hin zu Asthmaanfällen

Beschwerden des Magen-Darm-Systems sowie Kopfschmerzen zählen hierbei zu den Leitsymptomen. Unter Umständen können die Symptome beim Verzehr des gleichen Gerichts einmal auftreten und beim nächsten Mal ausbleiben, was die Diagnose einer Histaminintoleranz zusätzlich erschweren kann.

Äußere Anzeichen von Histaminintoleranz

Zu den äußerlichen Symptomen, die bei einer Histaminintoleranz auftreten können, zählen Juckreiz und Rötungen der Haut sowie Ekzeme und Nesselsucht, die am ganzen Körper auftreten können. Nesselsucht (lat. Urticaria) ist die Bezeichnung für kleine quaddelartige Schwellungen der Haut, die sich rot oder weiß mit einer roten Umrandung hervorheben.

Die aus den Mastzellen freigesetzten Substanzen sind für den massiven Juckreiz verantwortlich, der begleitend auftreten kann.

Zudem kann es nach dem Verzehr von histaminreichen Lebensmitteln zu plötzlich auftretenden Hautrötungen mit Hitzegefühl („Flush“) im Gesicht und im Oberkörperbereich kommen. Das liegt daran, dass Histamin über die Freisetzung von Stickstoffmonoxid zu einer Weitung der Blutgefäße führt, wodurch mehr Blut hindurch strömt und die entsprechenden Hautpartien gerötet werden.

Kopfschmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom

Die Freisetzung von Stickstoffmonoxid durch Histamin macht sich aufgrund der erweiterten Blutgefäße auch im Gehirn bemerkbar. In der Folge entstehen Kopfschmerzen sowie unter Umständen auch Migräne bei Migränepatienten. Weitere Beschwerden, die in diesem Zusammenhang auftreten können, sind Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Müdigkeit.

Ein gestörter Magen-Darm Trakt kann ebenfalls auf eine Histaminintoleranz hinweisen

Im Magen-Darm-Trakt kann es bei einer Histaminintoleranz ebenfalls zur Entstehung verschiedener Symptome kommen. So treten Bauchschmerzen oder Krämpfe, Durchfall oder Stuhlunregelmäßigkeiten und Blähungen typischerweise nach dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel auf.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Histaminintoleranz und Menstruationsbeschwerden? 

Insgesamt sind Frauen deutlich häufiger von einer Histaminintoleranz betroffen, als Männer.6 Bei Frauen wird das biogene Amin unter anderem in der Gebärmutter und den Eierstöcken hergestellt. Histamin kann dort zu einer Erhöhung der Östrogenmenge führen, wodurch es zu verstärkten Unterleibsschmerzen während der Menstruation kommen kann.7 Umgekehrt können Östrogene auch die Wirkung von Histamin beeinflussen. So konnte beim Hautpricktest mit der zyklusabhängigen Erhöhung des Östrogenplasmaspiegel eine größere Histaminquaddel beobachtet werden.8

Achtung bei kardiologischen Symptomen

Durch die histaminbedingte Weitung der Blutgefäße kann es unter Umständen zu lebensgefährlichen Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Dazu zählen Herzrhythmusstörungen, Herzrasen und Herzstolpern. Zudem kann der Blutdruck stark absinken, was zu Kreislaufbeschwerden bis hin zu Schocksymptomen führen kann. Diese Symptome sollten deshalb zur Vorsicht ärztlich abgeklärt werden.

Wie wird eine Histaminintoleranz diagnostiziert?

Eine Histaminintoleranz sicher zu diagnostizieren ist äußerst komplex, da die Symptome stark variieren, sie auf vielfältige Weise getriggert werden können und sie oftmals fehlinterpretiert werden. Es gibt bisher kein Testverfahren, mit dem eine Histaminintoleranz eindeutig nachzuweisen ist. Die meisten allergologischen Diagnosemethoden erweisen sich häufig als unauffällig.

Daher sollte immer eine ausführliche Anamnese unter Ausschluss von organischen Erkrankungen sowie anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien erfolgen. Bleibt der Verdacht auf eine Histaminintoleranz nach einer Differenzialdiagnose weiterhin bestehen, können weitere Tests durchgeführt werden.

Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch ist äußerst sinnvoll als Teil einer detaillierten Anamnese, denn es hilft verdächtige Mengen von Histamin besser eingrenzen zu können sowie eventuelle Begleitfaktoren und Trigger auszumachen.

Zudem kann eine Ernährungsumstellung im Rahmen einer Eliminationsdiät oder auch Karenzdiät (= Verzicht) helfen, eine Histaminintoleranz einzugrenzen. Im Anschluss daran kann zusätzlich ein sogenannter Provokationstest durchgeführt werden.

Kann mit einem Bluttest eine Histaminunverträglichkeit nachgewiesen werden?

Über eine Blutanalyse kann gegebenenfalls der Histaminspiegel im Blutplasma sowie die Messung der DAO-Aktivität im Blutserum erfolgen. Die Aussagekraft dieser Messwerte gilt allerdings als umstritten. Laborparameter in Blut, Urin und Stuhl können daher nur Hinweise auf eine Histaminintoleranz geben und diese keinesfalls klar belegen.

Eine Ernährungsumstellung unter ärztlicher Aufsicht gibt Hinweise auf die individuelle Histaminunverträglichkeit.

Eine Ernährungsumstellung unter ärztlicher Aufsicht, bei der Betroffene vier Wochen auf eine histaminarme Kost umstellen und begleitend ein Symptomtagebuch führen, gilt als geeigneter Weg, um eine Histaminintoleranz festzustellen. Bei einer bestehenden Intoleranz kommt es dadurch in der Regel zu einer schnellen Besserung der Symptome. Zudem lässt sich damit die individuell verträgliche Histamindosis besser abschätzen.

Eine Ernährungsumstellung zur Ermittlung der Histaminunverträglichkeit besteht aus drei Phasen:

  1. Karenzphase: Über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen soll weitestgehend auf die unter Verdacht stehenden Lebensmittel verzichtet werden. Betroffene sollten sich an eine Gemüse betonte Mischkost halten.
  2. Testphase: Über einen Zeitraum von bis zu 6 Wochen werden die verdächtigen Lebensmittel kontrolliert wieder in den Speiseplan integriert, sodass die Histaminmenge nach und nach steigt. Dabei werden die individuellen Einflussfaktoren (Stress, Medikamenteneinnahme, Menstruation etc.) sowie eventuell auftretende Beschwerden dokumentiert. Dadurch soll die individuelle Histaminverträglichkeit ermittelt werden.
  3. Dauerphase: Erstellung eines individuellen Ernährungsplan, der sich an der individuellen Histaminverträglichkeit orientiert und äußerliche Einflussfaktoren berücksichtigt. Auf diese Weise soll dauerhaft eine bedarfsdeckende Nährstoffzufuhr gesichert werden und die Lebensqualität langfristig gesichert werden.

Der Provokationstest beim Arzt

Wie auch bei anderen Lebensmittelunverträglichkeiten wird Betroffenen bei einem Provokationstest unter ärztlicher Aufsicht die reaktionsauslösende Substanz verabreicht. In diesem Fall wird dem Betroffenen eine Histamin-Lösung zum Trinken verabreicht. Um herauszufinden, ab welcher Menge Histamin entsprechende Symptome entwickelt werden, kann eine „titrierte Provokation“ durchgeführt werden mit steigenden Mengen an Histamin.9 So wird quasi die individuelle  „Schmerzgrenze” der Verträglichkeit getestet.

Dafür sollte sich der Betroffene zuerst einige Zeit möglichst histaminarm ernähren, sodass zum gegebenen Zeitpunkt keine Beschwerden bestehen.

Als alleiniger Test ist der Provokationstest allerdings nicht zu empfehlen, da histaminintolerante Menschen zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Symptomen reagieren können. Die individuellen Empfindlichkeiten können wie bereits erwähnt sehr stark schwanken und hängen von zahlreichen Begleitfaktoren ab.

Mit diesen Mitteln können Sie eine Histaminintoleranz behandeln

Die Therapie einer Histaminintoleranz besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. Zum einen sollten Betroffene bei einer positiven Diagnose auf eine histaminarme Ernährungsweise umstellen. Hierbei empfiehlt es sich, eine allergologische Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen, damit es nicht zu einer einseitigen Ernährungsweise oder Mangelerscheinungen kommen kann. Auf diese Weise kann eine sinnvolle Ernährungszusammenstellung individuell erstellt werden. Eine strikte histaminfreie Kost ist nicht zielführend und gilt als nicht empfehlenswert.

Zum anderen können Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin zur Linderung von akuten Reaktionen eingesetzt werden. Sie blockieren die Histaminrezeptoren im Körper und vermindern dadurch die Beschwerden. Antihistaminika sollten allerdings nicht dauerhaft angewendet werden.

Begleitend können außerdem Enzympräparate, Vitaminpräparate und auch einige homöopathische Mittel eingesetzt werden.

Mit Enzympräparaten gegen die Histaminintoleranz vorgehen

Liegt nachweislich ein Mangel des histaminabbauenden Enzyms DAO vor, können Enzympräparate eingesetzt werden. Sie enthalten das Enzym in Kapselform und können beispielsweise vor dem Verzehr von histaminreichen Lebensmitteln eingenommen werden. Auf diese Weise kann der Histaminabbau im Darm unterstützt werden.

Die Präparate sind vergleichbar mit Laktase-Tabletten bei Laktoseintoleranz und können bei Bedarf vor Mahlzeiten eingenommen werden, deren Histamingehalt man nicht genau abschätzen kann. Allerdings wirken die Enzympräparate nicht bei jedem gleichermaßen effektiv. Sind bereits Beschwerden vorhanden, hilft ein Enzympräparat nicht mehr.

Helfen homöopathische Mittel?

Dank der natürlich sanften Wirkweise können auch homöopathische Mittel als begleitende Therapie eingesetzt werden. Die Wahl eines passenden Mittels erfolgt in der Regel indikationsbezogen, also entsprechend der auftretenden Beschwerden. Lassen Sie sich hierbei von einem homöopathischen Arzt oder Heilpraktiker beraten.

Histaminum hydrochloricum beispielsweise kann hilfreich sein bei allergischen Beschwerden, die sich äußerlich auf der Haut äußern, wie zum Beispiel Juckreiz, Rötungen und Hautausschläge.

Vitaminpräparate unterstützen das Histamin Enzym beim Abbau des Stoffes

Vitamin C und Vitamin B6 gelten als Cofaktoren des histaminabbauenden Enzyms DAO. Sie sind wichtig für die Aktivität des Enzyms und können helfen den Abbau von Histamin im Körper zu fördern. Auf diese Weise kann die Einnahme von speziellen Vitaminpräparaten bei einigen Betroffenen zu einer Besserung der Beschwerden führen.

Auch das Spurenelement Kupfer gilt als essentiell für die Funktion der Diaminoxidase und kann unter Umständen ursächlich für eine verminderte DAO-Aktivität sein.10

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Ernährungstipps bei Histaminintoleranz

Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, die Ihnen bei einer bestehenden Histaminintoleranz helfen können, besser durch den Alltag zu kommen und die Beschwerden möglichst in Grenzen zu halten. 

Lebensmittel sollten prinzipiell möglichst frisch verzehrt, nur kurz aufbewahrt und stets luftdicht verpackt werden. Leicht verderbliche Lebensmittel wie Fisch und Hackfleisch sollten besser nicht lange aufbewahrt oder ein zweites Mal erwärmt werden. Bei vielen Lebensmitteln entsteht Histamin nämlich während des Reife– und Gärungsprozesses durch verschiedene Bakterien.

Frische und unverarbeitete Lebensmittel enthalten nur geringe Mengen biogener Amine wie Histamin. Bei Fisch beispielsweise gilt es frischen oder tiefgekühlten Fisch gegenüber getrocknetem, geräuchertem oder gesalzenem Fisch vorzuziehen. Greifen Sie bei Käse eher zu jungen Käsesorten wie Frischkäse sowie Hüttenkäse und vermeiden Sie lang gereifte Hartkäsesorten wie Parmesan, Bergkäse, alter Gouda und auch Rohmilchkäse.

Empfehlenswert ist zudem, den Verzehr von oben genannten histaminreichen Lebensmitteln zu verringern. Auf Alkohol sollte dabei weitestgehend verzichtet werden. Ebenso gilt Tabakrauch als bedeutende Quelle für Histamin und andere biogene Amine11 und kann daher die Entstehung von Beschwerden begünstigen.

Neben histaminreichen Lebensmitteln kann auch der Verzehr von Lebensmitteln, welche die Freisetzung von Histamin fördern, Beschwerden auslösen. Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten Histaminliberatoren. Dazu zählen zum Beispiel Eiweiß, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Ananas und Meeresfrüchte sowie diverse Lebensmittelzusatzstoffe (Sulfite, Glutamat, Farbstoffe etc.).

Außerdem können auch Lebensmittel, die reich an anderen biogenen Aminen wie Serotonin, Tyramin oder Phenylalanin sind, eine Reaktion begünstigen. Diese werden ebenfalls von dem Enzym Diaminoxidase abgebaut – und ist das Enzym noch mit dem Abbau anderer biogener Amine beschäftigt, kann es daher zu einer Histaminüberbelastung im Körper kommen. Lebensmittel wie Bananen, Schokolade, Walnüsse und Sojaprodukte sollten aus diesem Grund ebenfalls reduziert werden.

Der Histamingehalt in Lebensmitteln kann in Abhängigkeit von Reifegrad, Lagerdauer und Verarbeitung stark variieren. Folglich kann es mitunter ganz schön knifflig sein, den Histamingehalt einzelner Mahlzeiten abzuschätzen. Zudem wird auch die Diagnosestellung sowie die Beratung dadurch erschwert.

Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, nicht mehrere histaminreiche Lebensmittel gleichzeitig in einer Mahlzeit zu verzehren oder Alkohol zu einer histaminreichen Mahlzeit zu konsumieren. Kritische Lebensmittel sollten daher immer auf mehrere Mahlzeiten verteilt werden.

Wissenschaftliche Quellen

  1. https://www.aerzteblatt.de/archiv/53958/Die-verschiedenen-Gesichter-der-Histaminintoleranz-Konsequenzen-fuer-die-Praxis (Aufgerufen am 09.04.20)
  2. https://www.aerzteblatt.de/archiv/53958/Die-verschiedenen-Gesichter-der-Histaminintoleranz-Konsequenzen-fuer-die-Praxis (Aufgerufen am 09.04.20)
  3. Jarisch, Reinhart, ed. Histaminintoleranz-Histamin und Seekrankheit. Georg Thieme Verlag, 2013.
  4. Reese, Imke, et al. «Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin.» Allergo Journal 26.2 (2017): 51-61.
  5. Jarisch, Reinhart, ed. Histaminintoleranz-Histamin und Seekrankheit. Georg Thieme Verlag, 2013.
  6. Jarisch, Reinhart. «Histamin-Intoleranz.» Aktuelle Dermatologie 40.07 (2014): 275-282.
  7. https://www.aerzteblatt.de/archiv/53958/Die-verschiedenen-Gesichter-der-Histaminintoleranz (Aufgerufen am 14.04.20)
  8. Kalogeromitros, D., et al. «Influence of the menstrual cycle on skin‐prick test reactions to histamine, morphine and allergen.» Clinical & Experimental Allergy 25.5 (1995): 461-466.
  9. Reese, Imke, et al. «Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin.» Allergo Journal 26.2 (2017): 51-61.
  10. https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz.html (Aufgerufen am 14.04.20)
  11. https://www.aerzteblatt.de/archiv/56048/Die-verschiedenen-Gesichter-der-Histaminintoleranz-Konsequenzen-fuer-die-Praxis-Tabakrauch-ist-bedeutende-Histaminquelle (Aufgerufen am 09.04.20)
Histaminintoleranz

Steffanie Kaiser

Seit 2019 unterstütze ich nicht nur die Redaktion der bio-apo, sondern halte im Rahmen meiner Tätigkeit unter anderem Vorträge über naturheilkundliche Themen.